Durch belastende und traumatische Ereignisse (z. B. Unfälle, schwere Erkrankungen, Gewalt, Verlust eines nahen Menschen, Vernachlässigung, Kränkungen) kann es zu einer anhaltenden Stressreaktion im Nervensystem kommen. Das Nervensystem reagiert in der Folge wie in einem fortwährenden Alarmzustand und ist über einen längeren Zeitraum in seiner Flexibilität eingeschränkt.
Für die betroffenen Menschen entstehen oft verwirrende und auch beängstigende psychische und körperliche Beschwerden wie Übererregbarkeit, Wutausbrüche, Ängste, Schlafstörungen, Depressionen, Gefühle von Entfremdung, Konzentrationsstörungen, Bindungsunfähigkeit, Erschöpfung, chronische Schmerzen u.a.m. Eventuell zeigen sich diese Symptome erst Jahre später nach der Traumatisierung.
Somatic Experiencing (SE) bietet die Möglichkeit, behutsam und gleichzeitig in der Tiefe erfolgreich zu arbeiten und belastende Ereignisse körperlich und geistig „neu zu verhandeln“. Das achtsame Nachspüren von Körperempfindungen, Gefühlen, Gedanken, Bildern und Bewegungsimpulsen ist dabei wegweisend. Die Aufmerksamkeit gilt zunächst der Bildung von Ressourcen (Reserven bzw. Widerstandsfähigeit) und der Suche nach stärkenden und stabilisierenden Elementen. Dann wird die „eingefrorene“ Energie behutsam in kleinen Dosen „aufgetaut“. Die Überreizung des Nervensystems wird schrittweise abgebaut. So kann das Gefühl von Lähmung und Erstarrung einem Gefühl von Lebendigkeit und Lebensfreude weichen und das Nervensystem wieder zu seiner Spannbreite und Kraft zurückfinden.
Es ist dabei möglich, ohne die konkrete Erinnerung zu arbeiten, wenn das Ereignis emotional zu belastend erscheint. Das Erlebte muss weder benannt noch erneut durchlebt werden, so dass eine mögliche Re-Traumatisierung bei der Aufarbeitung vermieden wird.